GAG246: John Law und die Mississippi-Blase

Nach dem Tod des Sonnenkönigs, Ludwig XIV., 1715 muss sich sein Nachfolger dringend um den hochverschuldeten Staatshaushalt kümmern. Der Regent, Herzog von Orléans, bringt dafür John Law ins Spiel. Ein Schotte, der sein Geld mit Glücksspiel verdiente und aus einem englischen Gefängnis geflüchtet war, weil er bei einem Duell sein Gegenüber getötet hatte.

Law reformiert die französische Finanzpolitik recht umfassend und führt dabei erstmals in Frankreich Papiergeld ein. Um mehr Kredite und Geld in Umlauf zu bekommen, gibt er Anleihen aus, um den Handel mit der Kolonie Louisiana auszubauen. Diese Anleihen verkauften sich schnell und stiegen rasant im Wert. Doch statt Gold, Silber und Tabak kamen aus der Neuen Welt bald schlechte Nachrichten: Viele der Siedler und Siedlerinnen starben an Gelbfieber und die Böden waren zu sumpfig für eine landwirtschaftliche Nutzung.

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14 Replies to “GAG246: John Law und die Mississippi-Blase”

  1. Volker

    Liebe Historiker! Ich bin kein Historiker sondern Ökonom. Zur wiedeer sehr gelungenen John Law-Folge möchte ich anmerken, dass es aus meiner Sicht keinen so eindeutigen Konsens darüber gibt, dass der Westen auf Kosten der Kolonien reich geworden ist. Das soll natürlich nicht Kolonialismus oder die damit verbundenen Verbrechen gutheißen. Als Quelle verweise ich erstens auf Lexikon derr populären Irrtümer von Walter Krämer und Götz Trenkler und auf Ian Morris „Wer regiert die Welt“. Und es liegt ja auch auf der Hand, denn die schlimmsten Kolonialmächte Spanien und Portugal und später Belgien waren am Ende der Kolinalära die armen Staaten Europas, nicht etwa die reichen.

    • Newie

      @ Volker. Die größten und bedeutendsten Kolonialmächte waren Frankreich und Großbritannien. Und die standen dann excellent da.

      Das späte Belgien ist ein wenig ein Sonderfall, da der Kongo de facto und auch de jure alleiniger Privatbesitz von Leopold II war, und er hat es bekanntermaßen genützt.

  2. Anna

    Schon beim Hören wollte ich mich immer melden (fingerschnippend 😉 ) und anmerken, dass es also auch daran hätte liegen können, als eine Art Spätspatfolge, dass die Franzosen Louisiana so bereitwillig verkauft haben an die Vereinigten Staaten.
    Allerdings musste ich dann bei Wikipedia lernen, dass Louisiana ja erst 1803 verkauft wurde (Stichwort Louisiana Purchase, sehr spannend und verwinkelt) und Napoleon andere Gründe hatte. (Und dass John Law nicht nur wenig erfolgreiche Siedler nach Louisiana schickte, sondern auch die ersten Sklaven, die die reichen Tabakernten hätten einfahren sollen.)
    Allerdings hatte Frankreich die Kolonie schon seit den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts den Spaniern überlassen.
    Also alles nicht so geradlinig-einfach, aber voller Anknüpfungspunkte.

  3. Robert

    Höhepunkt der Folge war für mich, die Phrase „den Schein wahren“ für John Laws Publicitystunt zu verwenden.
    Bemerkenswert ist ja auch, das er es ohne formelle Qualifikation als Ausländer in eines der höchsten Ämter Frankreichs schaffte.

    • Jan

      Wie hätte denn die formelle Qualifikation aussehen sollen? Studiengänge in Public Finance gab es an den Universitäten zur Zeit Laws nicht. Der erste Professor für VWL war, über 100 Jahre später, Thomas Robert Malthus.
      Laws praktische Expertise in Finanzfragen als Bankier und Finanzier in England, Amsterdam und Venedig war die beste Qualifikation, die man zu der Zeit haben konnte.

  4. Alex

    Gibt einen sehr unterhaltsamen über John Law: „Das große Spiel“ von Claude Cueni.
    In diesem Roman wird John Law allerdings deutlich positiver dargestellt…

    • Jan

      Alasdair Macleod (der Typ, der diesen Artikel geschrieben hat) ist ein fanatischer Goldbug (Anhänger einer Goldwährung). Er selbst handelt mit Gold. In dem Artikel will er Papiergeld natürlich so schlecht wie möglich darstellen. Er nutzt zurechtgeschnittene Geschichte nur als Begründung für etwas, dass er sowieso schon für richtig hält. Dem Historiker muss doch schlecht werden, bei einer solchen Behandlung seines Faches. Er verwendete eine falsche Theorie der Inflation (Geldmenge, statt Angebot und Nachfrage als Erklärung). Nebenbei bringt er noch eine Reihe von Falschinformationen zu Georg Friedrich Knapp. Natürlich schadet auch der Vater des Chartalismus (Staatsgeld, Papiergeld, heute MMT) seinen Interessen als Goldhändler. Ich kann, als Ökonom und Geldtheoretiker, nur entschieden von der Lektüre des Artikels abraten.

  5. Lotte Ehrenmann

    Liebe Leute ,
    wer fragt sich eigentlich auch noch, wie der gute Herr immer wieder durch Glücksspiel reich geworden ist?!
    Ist es nicht verdammt unwahrscheinlich, dass er so oft immer wieder dieses Glück gehabt hat !?
    Da hätte ich mir einiges nachfragen von Daniel gewünscht 😉
    Sonst aber vielen Dank!
    Ich liebe euren Podcast 🙂
    Liebe Gruße,!

    • Jan

      Es is fragwürdig, ob John tatsächlich durch Glückspiel reich geworden ist. Solche Storys erzählen Romanciers gerne, aber tatsächlich dürfte er in London als Financier der Handels sein Geld verdient haben.
      Dazu eine kleine Empfehlung:
      Hamilton, Earl J., John Law of Lauriston. Banker, Gamester, Merchant, Chief?, in: American Economic Review 57, 1967, S. 273-282.

  6. Thomas K

    „Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds“ (1841) von Charles Mackay erzählt sowohl von der Südseeblase als auch von der Mississippi-Blase und von der Tulpenmanie (GAG61). Außerdem von den Hexenprozessen (GAG184) und von Duellen.

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