GAG202: Über Brunzdoktoren und Uroskopie – die Harnschau in der vormodernen Medizin

Wir beschäftigen uns in dieser Folge mit dem wichtigsten diagnostischen Verfahren der vormodernen Medizin: der Uroskopie. Über viele Jahrhunderte war nicht das Stethoskop der charakteristischste Gegenstand für einen Arzt, sondern das Harnglas. Am Urin, so war die damalige Überzeugung, könne ein Arzt mittelbar alle Krankheiten erkennen.

Doch ab dem 16. Jahrhundert regte sich Kritik an der Harnschau und die gelehrten Ärzte überließen das Feld den Brunzdoktoren und Seichguckern, denn in der Bevölkerung erfreute sich die Harnschau bis ins 20. Jahrhundert hinein großer Beliebtheit. Über einen der bekanntesten Harnschauer aus Österreich sprechen wir daher auch: Johann Reinbacher, besser bekannt als Höllerhansl.

Damit nicht genug: Am Ende der Folge geht es noch über die Geschichte des Schwangerschaftstests und warum das gegenwärtige Amphibiensterben damit zusammenhängt.

Wir konnten leider aus lizenzrechtlichen Gründen keine Version des Höllerhansl-Lieds spielen, dafür gibt es hier ein Video. Und wer das Lied selbst spielen möchte, findet hier die Noten.

Das Episodenbild zeigt das Gemälde „De bleekzuchtige vrouw“ von Samuel van Hoogstraten. Es stammt aus den 1660er-Jahren und ist eines von vielen Beispielen aus der Genremalerei, das Ärzte bei der Harnschau zeigt.

AUS UNSERER WERBUNG
Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!

NEU: Wer unsere Folgen lieber ohne Werbung anhören will, kann das über eine kleine Unterstützung auf Steady tun.

Wir freuen uns, wenn ihr den Podcast bei Apple Podcasts rezensiert oder bewertet. Für alle jene, die kein iTunes verwenden, gibt’s die Podcastplattform Panoptikum, auch dort könnt ihr uns empfehlen, bewerten aber auch euer ganz eigenes PodcasthörerInnenprofil erstellen.

Wir freuen uns auch immer, wenn ihr euren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder sogar Nachbarinnen und Nachbarn von uns erzählt!


10 Replies to “GAG202: Über Brunzdoktoren und Uroskopie – die Harnschau in der vormodernen Medizin”

  1. Sebastian

    Tatsächlich wird der Urin durch eine Art Filtrationsprozess aus dem Blut gewonnen. So falsch lagen die Gelehrten seinerzeit in diesem einen Punkt gar nicht.

  2. Michael

    Ich habe mir die Folge erst heute angehört – eine der interessantesten, finde ich. Auch weil ich aus der Gegend um Stainz komme. Richard: Kein perfektes Weststeirisch, aber sehr gute Ansätze 😀

  3. Sarah

    Wollte auch das Museum in Wien empfehlen! 🙃 So weit ich mich erinnern kann, hat den Zyklus der Frau ein Österreicher „entdeckt“.

  4. Sabine

    Ich finde es sehr lustig, dass der Höllerhansl und der Flascherlzug es in Euren tollen Podcast geschafft haben! Ich bin oft in der Nähe zu Besuch und der Flascherldoktor ist noch sehr bekannt. Aber, lieber Daniel, wir aus der Steiermark sind Steirer und wir sprechen steirisch.

    Sabine,
    eine Grazerin in Zürich

  5. Caroline Rauscher

    Bin gerade dabei eure Folgen alle nachzuholen.
    Ein Stück weit wird das auch heute noch verwendet. Ich lernte in der Krankenpflege Ausbildung verschiedene Urinfarben, die auf diverse Krankheitsbilder hindeuten. Auch verschiedene Gerüche des Urins werden noch zur Diagnostik herangezogen. Auch auf Beimengungen achten wir als Pflegekräfte, vor allem wenn Menschen einen Blasenkatheter habrn. Oft deuten weiße Flocken oder Blutkoagel auf Entzündungen hin Teilweise werden die gewonnenen Erkenntnisse richtig zur Diagnosestellung genutzt, teils als Anhaltspunkt für weitere Diagnostik.

    Nebenbei ein großes Lob für euren Podcast. Vor einiger Zeit habe ich immer mal wieder Berichte von oder über euch in „Spektrum der Wissenschaft“ gelesen, aber hören macht auch Spaß.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Ein Buch!

Wir haben ein Buch geschrieben! Es sind zwanzig Geschichten aus der Geschichte, es geht ums Reisen, Expeditionen und alles, was damit zusammenhängt. Erhältlich im gut sortierten Buchhandel oder wo auch immer ihr eure Bücher kauft!


Buch Cover

Seit über acht Jahren erzählen sich die Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer Woche für Woche gegenseitig eine Geschichte aus der Geschichte. Das Besondere daran: der eine weiß nie, was der andere ihm erzählen wird. Dabei geht es um vergessene Ereignisse, außergewöhnliche Persönlichkeiten und überraschende Zusammenhänge der Geschichte aus allen Epochen.

Mehr Podcasts