GAG162: Novemberrevolution und die mehrfache Ausrufung der Republik

Wir springen 100 Jahre zurück und beschäftigen uns mit der Novemberrevolution von 1918/19. Am 9. November 1918 wird nicht nur die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. verkündet, sondern wird in Berlin (mindestens) zweimal die Republik ausgerufen: Durch Philipp Scheidemann auf dem Balkon des Reichstags und durch Karl Liebknecht beim Berliner Schloss.

Was wissen wir eigentlich über die Ereignisse am 9. November, die in der Rückschau mit zu den symbolträchtigsten Ereignissen der deutschen Geschichte zählen? Beim genaueren Blick auf die Quellen zeigt sich, dass die Republik-Ausrufungen erst im Nachhinein zu dieser Zäsur stilisiert wurden, als die wir sie heute kennen.

Diese Folge ist gleichzeitig der Startpunkt für eine kleine Serie zur Revolution. In den nächsten Wochen folgen weitere Episoden, in denen einzelne Aspekte dieser Geschichte noch weiter vertieft werden.

Vielen Dank an Dominik Juhnke vom Zentrum für Zeithistorische Forschung, der uns als Experte zur Verfügung stand. Das Buch, über das wir gesprochen haben, das er mit Judith Prokasky und Martin Sabrow herausgegeben hat, heißt „Mythos Revolution. Karl Liebknecht, das Berliner Schloss und der 9. November 1918“.

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9 Replies to “GAG162: Novemberrevolution und die mehrfache Ausrufung der Republik”

  1. Francisco

    Vielen Dank, tolle Episode und schön anzuhören, wie ihr einen Gründungsereignis der Weimarer Republik de/rekonstruiert.

    Wundert mich etwas, dass beide Ausrufungen von SPD-lern kamen. Wo waren die Bürgerlichen? Standen sie zu sehr für das Kaiserreich? Oder war es auch machttaktisches Kalkül, diese Zäsur durch die Linken durchführen zu lassen?

    • Daniel

      Das führt auch zu einer starken Belastung für die SPD während der Weimarer Zeit (Liebknecht ist zum Zeitpunkt der Revolution aber nicht mehr der SPD zuzuordnen), weil sich die alten Eliten am Ende des Kriegs zurückziehen und sie dann die Verantwortung übernehmen und bsp. auch den Waffenstillstand und den Friedensvertrag unterzeichnen. Gleichzeitig sind einige SPD-Eliten, wie Ebert, nicht gerade progressiv. Er soll zB. vor der Revolution gesagt haben: „Wenn der Kaiser nicht abdankt, dann ist die soziale Revolution unvermeidlich. Ich will sie aber nicht, ja ich hasse sie wie die Pest.“

      • Jan

        Hatte Ebert mit diesem Ausspruch nicht die Februar- bzw. Oktoberrevolution in Russland vor Augen? Vor allem die gewaltsame Revolution der Bolschewiki im Oktober 1917 müsste doch für Personen wie Ebert eher wie eine Bedrohung empfunden worden sein als eine wünschenswerte, politische Entwicklung.

        • Daniel

          Ebert wird ja auch als „Vernunftmonarchist“ bezeichnet, weil er versucht hat, die Monarchie noch zu retten und eine parlamentarische Monarchie zu etablieren.

  2. Sasza

    In dem großen Schwall an Podcasts zum Thema im Jubiläumsjahr überragt ihr wie gewohnt und erwartet die Konkurrenz. Danke und Respekt hierfür. Ein kleiner Fehler hat sich m.E. dennoch eingeschlichen. Der Spartakusbund wurde nicht erst am 11. November 1918 gegründet sondern bereits 1916.
    Ansonsten weiter so! Ich freue mich auf die kommenden Spezialfolgen.
    Apropos Spezialfolgen: Steht nicht noch eine Folge der angekündigten Albanien-Trilogie aus oder sollte ich die überhört haben?!

    • Daniel

      Danke für das Lob, freut mich sehr!
      Seit 1916 gab es die Spartakusgruppe, die sich dann 1918 als Spartakusbund neu gegründet hat. Das habe ich in der Folge wahrscheinlich zu ungenau formuliert.

      Die Albanien-Folge ist auch schon in Planung, aber wird in diesem Jahr vermutlich nichts mehr 😉

  3. Jörn

    Ich fand die die Ausrufung der sozialistischen Republik als spätere Keimzelle der historischen DDR-Selbstverortung einen sehr spannenden Aspekt. Interessant ist, dass die DDR irgendwann Preu0en als Vorbild für sich entdeckt hat (kleiner Ressourcen armer Staat, der nur angefeindet wird) und dieses Erbe in den Vordergrund gestellt hat. Unter anderem deshalb wurde der alte Fritz wieder Unter den Linden aufgestellt.

  4. Jule

    Ich bin gespannt auf die weiteren Folgen dieser Serie.
    Ist doch schön, wenn ein bayrischer Hamburger mir linken Berlinerin nochmal den Liebknecht zurechtrückt 😉

  5. Hella

    Wieder eine wunderbare Folge! In der Tat hatte die historische Balkonrede sich auch in meinem Hirn verankert – und zwar in einer Form wie die nie stattgefunden haben kann! Danke für diese Erleuchtung!
    Noch ein Wort zu dem Berliner Stadtschloss welches angeblich abgerissen werden musste, da es so stark zerstört war. Fakt ist, dass die Reste des Berliner Stadtschlosses von der Regierung der DDR gesprengt wurden und die Reste des Charlottenburger Schlosses in Westberlin wieder aufgebaut wurden. Der ehemalige Direkter der Schlösser und Gärten von Berlin, Martin Sperlich, hatte damals den Aufbau des Charlottenburger Schossen zu verantworten. Er hat mir einmal gesagt, dass das Berliner Stadtschloss deutlich weniger zerstört gewesen wäre als das Charlottenburger Schloss. Seiner Meinung nach war die Sprengung des Stadtschlosses vor allen Dingen eine politische Entscheidung der DDR die das Schoß als Sinnbild der Monarchie verschwinden lassen wollten. Dort wurde dann ja, wie von dir erwähnt, der „Palast der Republik“ gebaut. Der wurde nun wieder gesprengt und an dessen Stelle entstand nun wieder das Stadtschlosses. Also haben wir uns im Kreis gedreht?
    Allerdings soll hinter der historischen Fassade des Schlosses eine moderner Raum entstehen wo sich Kunst und Wissenschaft trifft! Das hört sich für mich nach einem grandiosen Konzept an und ich bin schon sehr gespannt einmal dieses „Humboldt Forum“ zu besuchen!
    https://www.humboldtforum.org/de

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