GAG135: Adolf Loos

Wir sprechen in dieser Folge über den Architekten Adolf Loos. Er gilt als Wegbereiter der modernen Architektur und war ein scharfer Kritiker des Jugendstils, der Wien zur Jahrhundertwende prägte. Vor allem das Ornament war ihm ein Dorn im Auge, was ihn auch zu seinem berühmtesten Essay „Ornament und Verbrechen“ inspirierte.

Strafakt Adolf Loos1928 wurde Loos verhaftet und er musste sich wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs an drei Mädchen verantworten. Zwar wurde Loos „von den Verbrechen der teils vollbrachten, teils versuchten Schändung freigesprochen“, aber „wegen Verführung zur Unzucht von ihm anvertrauten Kindern bedingt zu vier Monaten Arrest verurteilt“. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Während der Fall vor allem auf Basis der damaligen Medienberichterstattung aufgearbeitet wurde, kam es 2014 zu einer überraschenden Wende: der verschollene (und vollständige) Gerichtsakt tauchte auf und brachte neue Erkenntnisse über Anklage, Verhöre und Verlauf des Prozesses. Gerichtsakten in der Strafsache gegen Adolf Loos (Wiener Stadt- und Landesarchiv)

Vielen Dank an Andreas Weigel, der sich intensiv mit dem Gerichtsprozess um Loos beschäftigt hat und der uns für diese Episode als Experte zur Verfügung stand! Wer auf der Suche nach Literatur oder weiteren Informationen ist: Andreas Weigel hat seine Arbeiten ausführlich auf seiner Website veröffentlicht.

Das Episodenbild zeigt das Loos-Haus am Michaelerplatz, das heftige Kontroversen auslöste und der Kaiser von der gegenüberliegenden Hofburg aus nicht mehr sehen wollte.

Looshaus Michaelerplatz

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6 Replies to “GAG135: Adolf Loos”

  1. Ralf Grabuschnig | Déjà-vu Geschichte

    Kann übrigens nur bestätigen, was Richard gesagt hat. Bin ja auch in Österreich zur Schule gegangen (wenn auch im dunkelsten Eck), hab in Wien studiert und da weiß man dann natürlich schon zumindest ein bisschen was übern Loos. Von diesem Prozess hab ich trotzdem auch noch nie was gehört.

  2. Michael

    sehr guter Bericht. Der Missbrauchsfall war zum Beispiel kein Thema bei den Führungen durch die dortigen Loos Wohnungen im Kulturhauptstadt Jahr in Pilsen vor wenigen Jahren. Spannend finde ich auch die Diskussion der letzten jahre um die Aufhebung des Status ehrengrab von Adolf Loos am wiener Zentralfriedhof.

  3. Annu

    Hi,
    Ich weiß gar nicht ob man diesen Kommentar noch ließt, wenn der Podcast so alt ist, aber ich versuche es einmal.

    Ich bin selbst Fremdenführerin und habe erst vor kurzem meine Ausbildung gemacht. Und 2 Jahre alles über Österreich, Kunst und Kultur gelernt.

    Aber nicht einmal in der Ausbildung haben wir davon gehört, dass es diese Gerichtsfälle über Adolf Loos gab.

    Aber ich kann Euch gute Nachrichten da lassen. Ich werde ws nicht erwähnen, dass es diese Verhandlungen gibt, aber wenn ich ein Gefühl für meine Gruppe habe kann das deviniti zur Ansprache kommen.

    Und ja, wie ihr beide Gesagt habt, es ist ein schwiriges Thema in Ö (und sicherlich auch unter den Kollegen), aber immerhin eine Person mehr weiß nun davon.

    Oh, und natürlich ganz vielen lieben Dank für diese (und alle anderen Episoden) die ihr macht =)

    • Uschi

      Ich bin gerade beim Nachhören der alten Folgen und hab mir die ganze Zeit gedacht, dass ich die Geschichte doch schon mal irgendwo gehört habe. Beim besten Willen ist es mir aber nicht mehr eingefallen. Danke für den Hinweis, dann war es bestimmt da.

  4. Karin Trübswasser

    Hallo,
    Danke für euren Podcast.
    Ich habe auch noch nie von diesem Prozess gehört. Obwohl ich mich schon als Jugendliche in den 80ern mit Jugendstil, Loos, Otto Wagner etc.beschäftigt habe.
    Allerdings habe mich gewundert, dass zu seinem 150 Geburtsjubiläum nur zwei kleinere Ausstellungen (eine im MAK eine im Hofmobiliendepot) in Wien zu sehen waren. Ich habe das auf den Virus geschoben. Aber vielleicht ist diese Geschichte auch ein Grund dafür.
    Übrigens steht auch im Geschichtewiki der Stadt Wien nichts darüber, nur eine Nervenkrankheit wird erwähnt.
    LG
    Karin

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