GAG302: Sealand und die Gründung einer Mikronation

Im Jahr 1967 besetzte Paddy Roy Bates eine aufgelassene Seefestung vor der englischen Ostküste und proklamierte einen neuen Staat: das Fürstentum Sealand. Die Mikronation wurde zwar nie offiziell anerkannt, dennoch ist es einer der erfolgreichsten Versuche, auf einer künstlichen Plattform einen eigenen Staat zu errichten.

Wir sprechen in der Folge darüber, warum solche Seasteading-Versuche aufgrund des Völkerrechts auch kaum Aussicht auf Erfolg haben, wie es zu einem Putsch auf Sealand kam und ein deutscher Botschafter zu diplomatischen Verhandlungen die Plattform besuchte.

Das in der Folge erwähnte Buch heißt Outlaw Ocean von Ian Urbina.

Vielen Dank an unseren Experten für diese Folge: Prof. Alexander Proelß, Professor für internationales Seerecht und Umweltrecht, Völkerrecht und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg.

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22 Replies to “GAG302: Sealand und die Gründung einer Mikronation”

  1. Mathias

    Wirklich spannende Folge!
    Aber See- und Völkerrecht sind immer ein Blick wert; Seegrenzen sind oft umstritten und obwohl wir (DEU) uns mit unseren Nachbarn bestens verstehen sind unsere Seegrenzen fast alle „umstritten“ (auch wenn das praktisch keine Auswirkungen hat).
    Nur mit dem Vereinigten Königreich haben wir keine „Probleme“. Ja, wir haben eine Grenze zu UK, in der Nordsee.

    PS: Die Betrachtung der Antarktis (Antarktisvertrag) wäre auch (statt Weltraumvertrag) ganz interessant gewesen…

  2. Susi

    Hallo ihr beiden. Danke
    Mir ist während dessen die Republik kugelmugel dazu eingefallen. In Wien in der singerstraße gibt es sogar ein hauszeichen der Botschaft dazu.
    Liebe Grüße aus Wien

  3. Daniel

    Hallo Daniel, vielen Dank für diese tolle Folge. Beim Hören ist mir eingefallen, dass ich im Atlas Obscura von Joshua Foer etwas über Mikronationen gelesen habe. Es gibt sogar eine in Wien. Die Republik Kugelmugel im Prater.
    Alles Gute, weiter so. Ich warte jeden Mittwoch auf eine neue Episode.
    Grüße aus Landau an der Isar

  4. Emanuel

    Hallo und danke für die super spannende Folge!
    Ich hab dabei anfangs gleich an die Geschichte zur Conch-Republic gedacht und war erstaunt, dass es in diesem Zusammenhang nicht genannt wurde.
    Die Inselstadt Key West vor Florida, USA, hat sich (jedoch aus Protest) für nur wenige Stunden von den USA unabhängig erklärt, einen Premierminister angelobt, den USA den Krieg erklärt, sofort wieder kapituliert und daraufhin Reparationszahlungen eingefordert.

    Aber war auch ohnedies eine vollständige Sache 😉

    Danke und weiter so!

  5. Rainer

    Hallo zusammen, wieder mal eine richtig schöne Folge. Diese erinnerte mich direkt an eine kuriose Geschichte aus Italien, in der ein Rentner einen Kreisverkehr zum eigenen Staatsgebiet erklärt hat. Hintergrund ist, dass der Staat ihm sein Haus (natürlich unter Preis) abgekauft hat, um dort eben diesen Kreisverkehr zu bauen. Leider wurde vergessen, dies im Katasteramt einzutragen, und so musste der arme Held nun weiter Steuern auf das längst abgerissene Haus zahlen. Daraufhin beschloss er auf dem Kreisverkehr seinen eigenen Staat zu gründen.. (siehe auch https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/italien-rentner-gruendet-fuerstentum-im-kreisverkehr-a-1051002.html)

  6. Arn

    Ich danke Euch für diesen tollen podcast.
    Für mich war es eine Reise in meine eigene Geschichte.
    Da mein Vater regelmässig Vertretern von Sealand zutun hatte, hatte ich immer wieder Gesprächsteile zu diesem Thema gehört.
    Es war einfach wirr, so dass sich für mich nie ein sinnvolles Bild ergeben hat.
    Die „diplomatische Vertretung“ in einem kleinen Ort vor den Toren Berlins machte die seltsamsten Dinge. Sie forderten die „Rückgabe“ von Immobilien von der Telekom.
    Sie wollten „rechtmäßig“ an Schließfächer mit Dokumenten, um Genscher als Stasi-Agenten zu entlarven.
    Bundesbürger wurden von dort angeschrieben. Schadensersatz wurde aus den seltsamsten Gründen gefordert. Einige wurden per Schreiben informiert, sie seien wegen Hochverrat angeklagt. Alles legimitiert durch Sealand und die „befreundete Regierung“ des deutschen Reiches.

  7. Tim

    Danke für das Aufgreifen des Themas – darauf warte ich schon, seitdem ich im letzten Frühjahr eure Folge über Neutral-Moresnet (GAG97) gehört habe! Da gab es ja auch den Versuch, einen „Esperanto“-Staat auszurufen und ich musste beim Hören direkt an Sealand denken (und habe Daniel damals auch den Vorschlag geschickt).

    Mit Sealand beschäftigt sich tatsächlich jeder Jurastudent irgendwann zumindest oberflächlich. Und auch danach tauchen vermeintliche Mikrostaaten in juristischen Verfahren und Aufsätzen öfter auf, als man denkt. Es gibt zum Beispiel auch immer wieder Verfahren vor Finanzgerichten, weil von Bewohnern von Mikrostaaten unter Verweis auf den Wohnsitz und Aufenthalt im vermeintlichen „Ausland“ begründet wird, dass im Küstenstaat keine Steuern gezahlt werden sollen.

    Noch häufiger taucht der Konflikt zwischen Staaten und Bürgern, die sich ihnen entziehen wollen, heute im deutschsprachigen Raum natürlich durch „Reichsbürger“ auf – aber dass ihr deren pseudo-historischen und pseudo-juristischen Argumente gar nicht aufgegriffen habt, fand ich genau richtig!

  8. Michael von Hassel

    Wie lustig. Da war ich im Jahr 2019. War nicht einfach eine Einladung zu bekommen. Man musste dann von einem kleinen Boot aus auf eine Schaukel springen um dann mit einem Kran nach oben gezogen zu werden.

  9. Simon

    Hat mich mega mega gefreut, dass mein Themenvorschlag bei euch Anklang gefunden hat! 😄 Vielen Vielen Dank, Daniel!

    Ein super spannendes Thema und eine tolle Folge!

  10. Katja

    Danke für diese Folge! Ich habe mich die gesamte Folge über gefragt, wie Bates das finanziert hat. Ist das bekannt?
    Grüße aus dem Ruhrgebiet

  11. Markus

    Interessantes Thema. Der juristische Exkurs hat allerdings irreführenderweise den Eindruck vermittelt, dass der Prozess der Staatenbildung eine exakte Wissenschaft und mit absolut unverrücklichen Bedingungen verknüpft wäre, was in der Realität aber doch üblicherweise nicht zutrifft. Historisch betrachtet ist der Normalfall, dass einfach Fakten geschaffen wurden und die Etablierung des Staatengebildes nicht davon abhängt, ob dabei formelle Regeln eingehalten wurden, sondern ob sich der junge Staat gegen die Kräfte behaupten kann, die eventuell etwas gegen seine Existenz haben. Zum Gründungsmythos vieler Staaten gehört deshalb der Unabhängigkeitskrieg. Es ist beispielsweise nicht überzeugend erklärbar, warum den Kosovo-Albanern ein eigener Staat zugestanden wird, aber anderen nach Unabhängigkeit strebenden Völkern wie den Kurden oder den Katalanen nicht. Nicht umsonst ist die internationale Anerkennung des Kosovos als unabhängiger Staat doch ziemlich dünn.

    • Andreas Moser

      Das vermengt zwei Dinge, die zu trennen sind, nämlich die Unabhängigkeit bzw. Entstehung eines Staates einerseits und die Staatsqualität andererseits.
      Eine Unabhängigkeitserklärung ist aus Sicht des ursprünglichen Staates fast immer illegal, aber wenn sie denn funktioniert (wie im Fall des Kosovo 2008 oder auch der USA 1776), dann greift die völkerrechtliche Drei-Elemente-Prüfung. Und wenn sich der neue Staat dann hält, dann übt er die Staatsgewalt über Staatsgebiet und Staatsvolk aus und erfüllt damit alle drei Elemente. Das ist im Fall des Kosovo weitgehend der Fall, mit Einschränkungen für das Gebiet nördlich der Ibar.

      Dass Katalonien und Kurdistan keine eigenen Staaten sind, scheitert also (derzeit) nicht am Völkerrecht, sondern am innerstaatlichen Recht Spaniens, Syriens, des Iraks, des Iran und der Türkei sowie an der effektiven Durchsetzung bzw. auch nur des ernsthaften Versuchs, sich als Staat zu etablieren.
      Erst wenn dieser Schritt erfolgreich vorgenommen würde, dann käme die völkerrechtliche Frage zum Tragen.

      Die Anerkennung durch andere Staaten ist übrigens KEIN Element der Drei-Elementen-Theorie. Auch Staaten, die von kaum jemandem anerkannt werden, wie Abchasien oder Transnistrien, können Staaten sein. Andere hingegen, wie Palästina, die von Dutzenden Staaten anerkannt werden, haben faktisch nicht viel davon, weil sie keine effektive Kontrolle über ein Staatsgebiet ausüben.
      Vergessen wir nicht, dass zB die BRD lange Zeit die DDR nicht als Staat anerkannte, was der Staatsqualität letzterer jedoch nicht schadete.

  12. Gabriele Sabin

    Hei Ihr Beiden, ich möchte Euch herzlich danken für Eure Werbung für Koro. Ich kannte es nicht und habe mir dort meinen sehr lang gehegten Traum erfüllt: eine Eismaschine, die gleichzeitig Joghurt kann. 👌 Mit 68 Jahren wurde es höchste Zeit dafür 😂. Zum Podcast: ich war immer ein Geschichtsmuffel, weil ich mir schulgeschädigt keine Jahreszahlen merken kann. Jetzt höre ich Eure Geschichten, wann immer ich Strümpfe stricke, was ständig ist und ich bin begeistert. Vielen Dank und bloß nicht aufhören (ich höre auch die archivierten Folgen).
    Lieben Gruß aus Berlin
    Gabriele

  13. Sascha

    Bei Micronation zucke ich immer ein wenig. Weil so nennt sich auch die Comunity der eigentlich korrekter weise „virtuelle Nation“ bezeichneten Spielegemeinschaft.

    Wir erheben anders als ie echten MNs keinen Anspruch auf Realität. Wir sind einfach nur Nerds 🙂

    Grüße aus der Turanischen Föderation

  14. Thomas

    Ich erinnere mich an eine Geschichte aus den Lustigen Taschenbüchernder 80er, in der Dagobert künstliche Inseln baut, um darauf Urlauber immer der Sonne folgen zu lassen. Gut denkbar, dass er dabei auch eine Staatsgründung angestrebt hat, um die Steuern vermeiden zu können 😉

    • Cam

      Ich frage mich, wie es wohl aussähe, wenn eine Gruppe staatenloser Flüchtlinge eine neu entstandene Vulkaninsel besetzen und einen Staat ausrufen würden.
      Dann wären ja drei, der im podcast erwähnten, Voraussetzungen erfüllt.
      Neues Staatsgebiet, Bevölkerung ohne bestehende Staatszugehörigkeit und eine gemeinsame (Leidens-)Geschichte.

      • Andreas Moser

        Ganz so einfach ist es nicht.

        Der Begriff „Staatsvolk“ verlangt mehr als eine Gruppe von Menschen, sondern ein tatsächliches Volk im historischen, ideellen und linguistischen Sinn. Er verlangt eine gemeinsame Identität, eine gewisse Verbundenheit.
        Bei dem im Podcast angesprochenen Beispiel einer im Gesamten von ihrem angestammten Staatsgebiet vertriebenen Bevölkerung, deren Inselstaat untergegangen ist, wäre das zB der Fall. Aber nicht bei ein paar Leuten, die sich zufällig auf der Flucht kennengelernt haben.
        Und dann müssten sie auch noch die effektive Staatsgewalt ausüben.

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