GAG489: Ein Konzil, ein Papst und ein Bücherjäger
Ende März 1415 flieht Papst Johannes XXIII. verkleidet als Reitknecht aus Konstanz, wo gerade der größte Kongress des europäischen Mittelalters stattfand: das Konzil von Konstanz. Sigismund, der amtierende römisch-deutsche König, lässt ihn ausfindig machen und gefangen nehmen. Der Papst wird eingesperrt und abgesetzt.
Wir sprechen in der Folge über das Konzil, das Abendländische Schisma und wie die Absetzung des Papstes, seinen apostolischen Sekretär, Poggio Bracciolini, zum Bücherjäger machte und er in den umliegenden Klöstern zahlreiche Schriften der Antike wiederentdeckte.
Erwähnte Episoden
- GAG28: Von Appenzellern, Bregenzern und einer Frau namens Guta – https://gadg.fm/28
- GAG83: 100 Jahre vor der Reformation – Jan Hus und die Hussitenkriege – https://gadg.fm/83
- GAG145: Barbara von Cilli oder Wie eine 100 mal wiederholte Lüge zur Wahrheit wird – https://gadg.fm/145
- GAG370: Der Kodex des Archimedes – https://gadg.fm/370
- GAG451: Eine kleine Geschichte der verlorenen Bücher – https://gadg.fm/451
Literatur
- Stephen Greenblatt, Die Wende: Wie die Renaissance, 2012.
- Jan Keupp und Jörg Schwarz: Konstanz 1414–1418. Eine Stadt und ihr Konzil, 2013.
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Wirklich Johannes XXIII?
Ja, der Gegenpapst, gewählt auf dem Konzil von Pisa 1409.
Hallo, als Oberschwäbin würde ich sagen dass man Konstanz hochdeutsch ausspricht wenn man auch den Rest der Zeit Hochdeutsch spricht.
Liebe Grüße, Lenta
Die Geschichte vom Konzil von Konstanz hat Daniel in GAG366 in Kurzform schonmal erzählt. Das könnte als Referenz ergänzt werden.
die aussprache von konstanz ist mir ja egal, aber bei der aussprache von „schisma“ hats mich jetzt kurz gerissen 🙂
und, nunja, detail: „schwaz“ sprechen die autochthonen hier auch nicht als „schwatz“ mit sehr kurzem und hellem „a“ aus, sondern als „schwoooz“ oder „schwåååz“, also jedenfalls einem langem vokal, und der geht auch sehr in richtung offenes „o“.
Hallo,
vielen Dank für euren Podcast und insbesondere diese Folge!
Höre ich immer wieder gern rein!
Wozu ich immer mal wieder schreiben wollte, war aber euer Umgang mit verschiedenen Sprachen und der Verwendung und Aussprache von Wörtern:
Kurz: Sprachen sind verschieden: Es gibt nicht DIE Bedeutung und auch nicht DIE Ausprache eines Wortes – auch nicht von Namen.
Beispiel hier: Tsunami mag aus dem Japanischen STAMMEN, wird aber im Deutschen verwendet und bedeutet dort eben nicht notwendigerweise das, was es im Japanischen bedeutet.
Sprachen werden nicht definiert, sondern entwickeln sich: Was richtig und falsch ist, entscheiden DIE SPRECHER, kein wie auch immer geartetes Gremium – Wenn 80% der Leute Walfisch sagen, ist das korrekte Wort Walfisch, ganz egal, was Biologen sagen.
Auch Deutsch ist nicht gleich Deutsch: Es gibt die Umgangssprachen (Plural!), wo ein Wal eben schon zu den Fischen zählt, Fachsprachen wie die der Biologen, in denen ein Wal eben kein Fisch ist, und Dialekte, in denen man richtigerweise Konschdanz und Regensburg, anderswo aber Konstanz und Rengschbuach sagt.
Entsprechend kann unter einer gewissen Gruppe von Sprechern eine Tomate richtigerweise als Obst, unter einer anderen Grupper eine Tomate richtigerweise als Gemüse bezeichnet werden.
Und das kann beliebig kleinteilig werden -Ein besonders schönes Wort ist „Server“ unter Informatikern: Je nachdem, was der Informatiker konkret macht, kann das alles mögliche sein und sorgt immer wieder für Verwirrungen.
Nichts ist richtiger, nichts ist falscher als das andere!
Ausprache ist dasselbe: Kein Engländer sagt München, und ich erwarte es auch von keinem. Andersherum werde ich mir nicht die Mühe machen, jedes Mal, wenn ich von Breslau rede, zu versuchen, das polnische Wroczlaw (oder wie auch immer) richtig auszusprechen. Verschiedene Sprachen, verschiedene Wörter, vielleicht gleiche Wörter, verschiedene Ausprache, vielleicht gleiche Wörter, gleiche Aussprache, alles ist möglich und nicht falsch – es gibt kein richtig, und kein Falsch.
„Sehen“ stammt vom gleichen indogermanischen Wort wie lateinisch „sequi“ (folgen), und bedeutete wohl auch ursprünglich „folgen“.
Soll man jetzt versuchen, das Rad zurück zudrehen, weil die Bedeutung „mit den Augen erfassen“ für „sehen“ ja „eigentlich“ falsch ist?
Natürlich nicht!
Niemand wird irgendein Wort je perfekt aussprechen, außer er befindet sich in seinem Geburtsort, spricht in seiner Muttersprache (und damit meine ich nicht Hochdeutsch, sondern den im Ort üblichen lokalen Dialekt) und es handelt sich um eine dort gängiges Wort.
Mit anderen Worten: Es ist völlig wurscht, ob man Konschtanz oder Konstanz sagt, es ist völlig wumpe, ob nach der biologischen Definition ein Wal kein Fisch ist – die umgangssprachliche Definition ist eine andere!
Es gibt endlos viele Sprachen und Sprachvarianten, und wenn man versucht, immer herauszufinden, woher jetzt ein Wort genau stammt, was es dort bedeutet hat, und wie es dort ausgesprochen wird, ist völlig absurd.
Leute, die sowas kritisieren, verstehen nicht, wie Sprachen funktionieren und haben anscheinend zu wenig richtige Probleme.
Danke wieder für diese klasse Folge! Ich finde diese Beschreibung aus dem Buch „Sofies Welt“ passend zum Überleben der griechischen Schriften:
„Kannst du dir einen Fluss vorstellen, der sich für eine Weile in drei verschiedene Flussläufe aufteilt, die sich dann wieder zu einem großen Strom zusammenschließen?“
„Dann kannst du dir auch vorstellen, wie die griechisch-römische Kultur teilweise durch die römisch-katholische Kultur im Westen, teilweise duch die oströmische Kultur und teilweise durch die arabische Kultur im Süden überliefert wurde. Selbst wenn wir dabei sehr vereinfachen, können wir sagen, dass der Neuplatonismus im Westen, Platon im Osten und Aristoteles im Süden bei den Arabern überlebten. Wichtig ist, dass sich alle drei Flüsse am Ende des Mittelalters in Norditalien zu einem Strom sammelten. Die Araber in Spanien steuerten arabische Einflüsse bei, Griechenland und Byzanz griechische. Und nun beginnt die Renaissance, jetzt setzt die ‚Wiedergeburt‘ der antiken Kultur ein. In gewisser Hinsicht hatte die antike Kultur das lange Mittelalter also überlebt.“
Ich freue mich schon auf Folge Fünf Null Null!