GAG478: Das Königreich Ryukyu

Wir springen in dieser Folge ins 14. Jahrhundert. Ort unserer Geschichte ist das Ostchinesische Meer, wo sich in jener Zeit zwischen China und Japan ein kleines Königreich zu einer der größten Wirtschaftsmächte der Region emporschwingt. Wir sprechen in dieser Folge über das Königreich Ryukyu, das in den Jahrhunderten seiner Existenz eine der wohl außergewöhnlichsten Positionen der Zeit innehatte.

Erwähnte Folgen

Literatur

  • George Kerr. Okinawa: The History of an Island People. Tuttle Publishing, 2018.
  • Gregory Smits. Maritime Ryukyu, 1050–1650. University of Hawaii Press, 2018.
  • Mamoru Akamine. The Ryukyu Kingdom: Cornerstone of East Asia. University of Hawaii Press, 2016.
  • 白瑞唐 Thomas P. Barrett トーマス・バレット. „Okamoto Takashi, “Rethinking the ‘Dual Dependence’ of the Ryukyu Kingdom,” Trans. Thomas P. Barrett, The International History Review (August 2024): 1–13.“ The International History Review, 1. Januar 2024.

Das Episodenbild zeigt eine Darstellung Ryukyus von Hokusai aus dem 19. Jahrhundert.

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11 Replies to “GAG478: Das Königreich Ryukyu”

  1. Petra Baumann

    Lieber Richard, danke für diese Folge. Wieder etwas total Unbekanntes gehört! Ich finde es sehr interessant, dass gerade auf Okinawa nun die ältesten Menschen wohnen. Dafür ist die Gegend auch bekannt in der jetzigen Zeit. Und das trotz der sehr schwierigen Vergangenheit und der dort herrschenden materiellen Armut! Es zeigt mir, wie gut Menschen Krisenzeiten bewältigen können in manchen Fällen.
    Alles Liebe
    Petra

    • Manfred Polak

      Das mit den 100-Jährigen auf Okinawa ist so eine Sache – da ist eine gewisse Skepsis angebracht. Siehe dazu dieses Interview:

      https://www.spektrum.de/news/langlebigkeit-warum-viele-daten-ueber-hoechstbetagte-falsch-sind/2234539

      Zitate daraus:

      „Okinawa in Japan ist eine dieser Zonen. 2010 stellte die japanische Regierung in einer Untersuchung fest, dass 82 Prozent der über 100-Jährigen in Japan tot waren. Das Geheimnis, 110 Jahre alt zu werden, bestand darin, seinen Tod nicht zu melden.
      […]
      Japan führt seit 1975 eine der größten Ernährungserhebungen der Welt durch. Damals bis heute hat Okinawa den schlechtesten Gesundheitszustand im Land.
      […]
      In Okinawa sagt ein Indikator sehr gut vorher, wo man die 100-Jährigen findet – nämlich dort, wo die Archive während des Zweiten Weltkriegs von den Amerikanern bombardiert wurden. Zwei Faktoren spielen hier eine Rolle. Wenn die Person stirbt, ist sie womöglich in den Büchern eines anderen nationalen Registers weiterhin als unverstorbene Person vorhanden. Oder während sie noch am Leben ist, gehen die Daten an eine Besatzungsregierung, die eine andere Sprache spricht und womöglich nach einem anderen Kalender arbeitet. Und in dem Prozess wird ihr Alter verfälscht.“

  2. Gaby Walter

    Hallo ihr zwei, wieder eine sehr interessante Geschichte. Nur eine klitzekleine Kleinigkeit: entweder, man lässt etwas unter den Tisch FALLEN, oder man KEHRT etwas unter den Teppich. Richard wollte etwas unter den Tisch kehren. 😉

  3. Jörn

    Das erste mal gehört von Ryukyu hab ich bei Samurai Champloo (unbedingt ansehen!). Jetzt bin ich mal gespannt was ihr beiden mir dazu erzählen könnt 😀

      • Manfred Polak

        Wenn es statt Anime auch ein Realfilm fernab des Mainstream sein darf, dann bietet sich “Kamigami no Fukaki Yokubō” von Shōhei Imamura an (engl. “Profound Desires of the Gods”, ein dt. Titel ist mir nicht bekannt).

        https://en.wikipedia.org/wiki/Profound_Desires_of_the_Gods
        https://co.jpf.go.jp/veranstaltungen/kalender/kamigami-no-fukaki-yokubo/

        Trailer:
        https://www.youtube.com/watch?v=-kssYZjaA6Q

        Die Insel, auf der der Film spielt, ist zwar fiktiv, aber sie liegt weit im Süden und besitzt subtropische Vegetation. Gedreht wurde zu einem großen Teil auf Ishigaki-jima, das zu den südwestlichsten der Ryūkyū-Inseln gehört. Es gibt im Film auch eine einflussreiche schamanistische Priesterin als Verweis auf die alte Ryūkyū-Religion.

        “Saraba Hakobune” (dt. “Lebewohl, Arche”) von Shūji Terayama spielt auch auf einer subtropischen Insel irgendwo im Süden (gedreht wurde auf Okinawa), allerdings ist hier die Handlung weit stärker von allen realen Verhältnissen dort abstrahiert – es handelt sich eigentlich um eine sehr freie Verfilmung von “Hundert Jahre Einsamkeit”.

  4. Lukas

    Sehr sehr interessante Folge und wie immer viel gelernt.

    Die Ryūkyū Inseln und vor allem Okinawa gelten ja gewissermassen als das „japanische Hawai’i“ und unterliegen in der japanischen Pop-Kultur ja einer gewissen Exotisierung und Stereotypisierung, in der Literatur, vor allem aber im Film.

    Was die Schreibweise anbelangt: das Japanische besteht aus Lang- und Kurzsilben und die werden bei der Translation halt entsprechend gekennzeichnet, damit halt klar ist wie das Wort/ der Name naturgerecht ausgesprochen wird. Im Fall von Ryūkyū sind beide „u“ lang. Die alte Schreibweise „Liukiu“ finde ich etwas lustig, weil es in der japanischen Sprache keinen „l“-Laut gibt, sondern nur so ein Zwischending zwischen „l“ und „r“.

  5. Dennis

    Absolutes Folgenhighlight! Super interessant und anscheinend immer noch relevante Geschichte (siehe https://archive.is/hsRmb) (bitte nicht als Unterstützung verstehen, aber super, dass man von euch die Hintergründe kriegt)…
    long-time listener, first-time commenter 😉

  6. Ralf

    Off topic: Stuttgart am 7.10 ist schon ausverkauft. Ich schlage eine weitere Matinee vor. Ist zwar ein Werktage, aber ich werde da sein 😉 Hätte nicht gedacht, dass die Liederhalle so schnell ausverkauft ist.

  7. Rolf

    Danke für diese Folge, sie erinnert mich an meine eigene Vergangenheit. In den Anfang 1970er Jahren habe ich Inder Realschule einmal eine gute Note in “Erdkunde”, so hieß das damals noch, bekommen habe weil ich als einziger in der Klasse wusste wo die “Riukiu-Inseln”, so schrieb sich das damals noch, waren.
    Weiter so!

  8. Michael Zirbes

    Vielen Dank für die spannende Folge! Mir als passioniertem Spieler des Globalstrategiecomouterspiels Europa Universalis 4 (von Paradox), indem man die Geschicke einer Nation vom Ende des 15. – Anfang des 19. Jahrhunderts steuern kannte, kenne das Königreich Ryukyu und die Sonderstellung natürlich deshalb schon, weil es im Spiel ein Achievement (“The Three Mountains”) gibt, was als das schwerste im ganzen Spiel gilt.

    Das Ziel ist denkbar einfach formuliert – man muss mit den Ryukyu Inseln die gesamte Welt erobern – aber mitnichten trivial, sondern quasi unmöglich. Ich habe es ein paar Mal versucht, bin aber als mittelmäßigen Spieler grandios gescheitert und wurde früher oder später von China einverleibt oder von Japan erobert. Es gibt aber wohl ein paar komplexe diplomatische Tricks und militärische Kniffe an deren Ende man irgendwie Oberhaupt des chinesische Kaiserreich werden kann und von da an ist es dann halbwegs machbar.

    Ansonsten kann man aber auch historisch bleiben und die Geschichte des zentralen Handelsknotenpunkts zwischen China und Japan nachempfinden.

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