GAG477: Kleine Geschichte des Artensterbens
Am 21. Februar 1918 stirbt im Zoo von Cincinnati mit Incas der letzte bekannte Karolinasittich. Vier Jahre zuvor starb in dem Käfig bereits ein anderer Endling: Martha, die Wandertaube. Die Dodos auf Mauritius waren da schon längst ausgestorben, ebenso wie die Stellersche Seekuh.
In dieser Folge geht es um eine kleine Geschichte des Aussterbens und wie der Mitbegründer der Paläontologie, Georges Cuvier, erstmals wissenschaftlich belegt, dass Arten aussterben und damit den Blick auf die Welt für immer verändert.
Erwähnte Folgen
- GAG129: Die Entdeckung der Dinosaurier – https://gadg.fm/129
- GAG169: Maos Großer Sprung und die chinesische Hungersnot von 1958–62 – https://gadg.fm/169
- GAG340: Tauben, die Raketen steuern und Kybernetik – https://gadg.fm/340
- GAG472: Die Antoninische Pest – https://gadg.fm/472
- GAG474: Eine kleine Geschichte des Zeitreisens – https://gadg.fm/474
Literatur
- Bernhard Kegel: Ausgestorbene Tiere, 2021.
- Martin Rudwick: Georges Cuvier, Fossil Bones, and Geological Catastrophes: New Translations and Interpretations of the Primary Texts, 1997.
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Hallo liebe Geschichtsfans!
Die Paläontologie Folgen sind nach den Expeditionsfolgen meine absoluten Lieblinge, es hat mich sehr gefreut diese Folge bei einem Nebelspaziergang zu hören.
Vielen Dank lieber Daniel für diese Geschichte. Acht Mammuts aus Stuttgart / Bad Cannstatt hatten großen Einfluss auf die württembergische Geschichte, weil wegen ihnen König Friedrich I. von Württemberg gestorben ist. In einer Lehmgrube am Seelberg hat man 1816 Stosszähne und Zähne und Knochen von insgesamt acht Mammuts gefunden. Diese waren kompakt auf kleinem Raum geschichtet. Für Friedrich I. von Württemberg war es das wundersamste, was er je sah. Im Gegensatz zu allen Experten meinte er, das es Menschen waren, die den Stapel geschichtet hatten. Da es in der Grube feucht und kalt war holte sich der König einen Infekt an dem er verstarb. Daraufhin wurden Katharina und Wilhelm das neue Königspaar. Als russische Zarentochter hatte Katharina viel Geld und gründete ein Kreditinstitut, eine Landwirtsschaftsschule, ein Mädchengymnasium, ein Krankenhaus… Georges Cuvier kam auch wieder nach Stuttgart. Sein Schulfreund Karl Friedrich Kielmeyer hat ihm vom Fund der Mammuts berichtet.
Ausgezeichnet anzuhören, hervorragende Folge! Der Einblick in die Welt der ausgestorbenen Tiere ist wahrlich interessant und gleichzeitig sehr sensibilisierend für eben jene. Auch wie Richard es am Ende gut gesagt hat, ist es immer spannend, über Weltbilder und Sichtweisen zu erfahren, die vor wenigen Jahrhunderten noch das Denken der Gesellschaft prägten. Wiedereinmal eine Episode, die sich fantastisch in das Netz, den vielzitierten „Flickerlteppich“, einfügt. Obwohl diese „Kurze Geschichte des/über/der etc.“ Folgen auch alleine stehen, habe ich mich dieses Mal an Vieles erinnert gefühlt. Natürlich an die Humboldt Folge, aber auch an die von euch anderen angesprochenen. Witzigerweise bleiben mir die Tierfolgen immer besonders im Gedächtnis. Sei es der Vernepator Cur, Woytek, der Emu Krieg, Zaraffa usw., alle sind sie so wahnsinnig spannend.
Vielen Dank!
Hi Volker,
genau den gleichen Gedanken hatte ich auch!
Interessanterweise hat tatsächlich der englische Wikipediaeintrag zum Thema „Geschichte der Evolutionstheorie“ (aber nicht der deutsche) einen Absatz darüber, dass die Philosophie des Taoismus im antiken China durch ihren Ansatz dass alles in „konstanter Transformation“ ist, in starkem Kontrast zu dem aristolischen statischen Ansatz steht. Zudem geht laut dem Wikipediaeintrag zu „Kalpa“ sowohl die buddhistische als auch die hinduistische Religion in der Zeitrechnung von mehreren Millionen bzw insgesamt sogar Milliarden Jahren aus. Allerdings sagen diese Einträge natürlich nichts über das eigentliche Thema – das Artensterben – und ob dieses Konzept in Buddhismus, Hinduismus oder Taoismus eine Rolle spielt.
Eure Running Gags zum Thema Zeitreisen sind großartig – bitte nicht aufhören!
Vielen Dank auch für diese Folge!
Sie basiert sehr auf dem christlichen Weltbild. Interessant fände ich, ob es in nicht davon beeinflussten Gesellschaften möglicherweise früher solche Gedanken gab.
Wer nicht vom Glauben an die Perfektion der göttlichen Schöpfung geprägt war, konnte vielleicht eher solche Überlegungen anstellen?
Hallo Volker. Sehr gute Frage. In Nordamerika gab es die Ansicht, der Mensch sei aus dem Kot des Götterraben entstiegen. Ich muss leider gestehen, dass ich die Quelle vergessen habe. Die ganzen Schöpfungsmythen lauten meistens so, dass der Mensch gottesähnlich ist, oder von Göttern abstammt. Auf der Erde gibt es schon lange verschiedenste Glaubensrichtungen und frei davon war wohl kaum einer. In der Sowjetunion unter Stalin versuchte Lyssenko Sommerweizen zu Winterweizen umzuerziehen. Religiöser Glauben und stalinistischer Glauben waren sich recht ähnlich. Praktisch sieht man die Veränderbarkeit der Arten am besten bei der Tierzüchtung. Ich würde nach frühen Hühnerzüchtern schauen, da diese mehr Generationen überblicken als, z.B. die Maultierzüchter. Schönen Gruß Thomas
Eine weitere wunderbare Fogle. Vielen Dank dafür!
Ich würde -passend zum Thema- gerne auf ein phantasisches Sachbuch hinweisen: „The First Fossil Hunters – Dinosaurs, Mammoths, and Myth in Greek and Roman times“ von Adrienne Mayor.
Wie angedeutet sind Menschen schon in der Antike auf die Überreste ausgestorbener Lebewesen aufmerksam geworden und haben versucht diese zu erklären und mit ihrer Vorstellungswelt in Einklang zu bringen. Die Autorin untersucht den Zusammenhang zwischen Mythologien der Antike und damaligen Entdeckungen von Fossilien und hat dabei nicht nur zahlreiche Quellen zusammengetragen und analysiert, sondern ihre Ergebnisse auch zu einer kurzweiligen Lektüre zusammengefasst.
Vielleicht sind diese Berichte von den allerersten Fossilien-Jägern sogar eine eigene Folge wert.
„einer der wenigen Archaeopteryxe in Europa“ – Insgesamt wurden bisher weltweit zwölf Archaeopteryx-Exemplare gefunden – alle in Bayern. Das Exemplar im Dinosaurier-Park Altmühltal ist das neueste und stammt aus Eichstätt.
Genauer gesagt wurden alle in den Plattenkalken des Altmühlthales gefunden.
Das ist auch ein schönes Buch über aussterbende und ausgestorbene Tierarten:
„Die letzten ihrer Art“ von Douglas Adams
Oh ja!!! Ich habe es mehrmals gelesen, eines meiner Lieblingsbücher. Wer kann, sollte unbedingt das englische Original lesen, Last Chance to See, der schwarze Humor von Douglas Adams lässt sich nur schwach ins Deutsche übertragen. Er schafft es, gleichzeitig witzig, tragisch und anrührend zu sein. Schade, dass er nicht mehr Sachbücher geschrieben hat.
Vielen Dank für den Tipp 🙂 das war mir bisher völlig unbekannt, dass Douglas Adams auch Sachbücher geschrieben hat. Manchmal überschneiden sich die Gebiete. Als die Dodos immer weniger wurden haben die Sammler immer höhere Preise geboten und das Aussterben dadurch immens beschleunigt. Bei einer seltenen Käferart (habe leider vergessen welche) mit hohem Sammlerwert ist eine Nachzucht gelungen. Man hat dann die Sammlermärkte mit „geflutet“, die Preise gingen runter und die Wildsammlungen haben sich nicht mehr gelohnt. Elegante Lösung.
Noch ein praktischer Tipp: Es gibt tatsächlich die Praxis Elefantenelfenbein als Mammutelfenbein zu deklarieren um Handelsverbote zu umgehen. In der Stuttgarter Innenstadt hab ich tatsächlich mal im Schaufenster ein Messer gesehen, dessen Griff angeblich aus Mammutelfenbein war.
RIP – Dünnschnabelbrachvogel
https://www.derstandard.at/story/3000000245548/europas-erste-vogelart-ausgestorben-der-duennschnabelbrachvogel?ref=niewidget