GAG439: Kyros II. und die Entstehung eines Mythos

Wir springen in dieser Folge ins 6. Jahrhundert vdZw, wo im heutigen Iran ein lokaler Fürst kurz davor ist, das erste Weltreich der Geschichte zu begründen. Wir sprechen in dieser Folge über Kyros II., unter dem das Achämenidenreich Form annehmen wird, und der schließlich nicht nur zum idealen König hochstilisiert wird, sondern sogar als Messias Einzug ins alte Testament findet.

Literatur

  • Amélie Kuhrt. The Persian Empire: A Corpus of Sources From the Achaemenid Period. Routledge, 2007.
  • Granerød, Gard. „‚By the Favour of Ahuramazda I Am King‘: On the Promulgation of a Persian Propaganda Text among Babylonians and Judaeans“. Journal for the Study of Judaism in the Persian, Hellenistic, and Roman Period 44, Nr. 4/5 (2013): 455–80.
  • Leuenberger, Martin. „Kyros-Orakel und Kyros-Zylinder Ein religionsgeschichtlicher Vergleich ihrer Gottes-Konzeptionen“. Vetus Testamentum 59, Nr. 2 (2009): 244–56.
  • Lynette Mitchell. Cyrus the Great: A Biography of Kingship. Routledge, 2023.
  • Tom Holland. Persian Fire. Little, 2005.

Erwähnte Folgen

Episodenbild

Das Episodenbild zeigt eine Aufnahme des Grabmals Kyros II. Ende des 19. Jahrhunderts

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9 Replies to “GAG439: Kyros II. und die Entstehung eines Mythos”

  1. Stefan

    Herzlichen Dank für diesen spannenden und interessanten Einblick in die Genese früher Kulturen und Völker ausgehend vom iranischen Boden! An manchen Stellen fühlte ich mich als klassischer Philologe daran erinnert, wie sehr doch die antiken europäischen und vorderasiatischen Reiche hinsichtlich ihrer Traditionen und kulturellen Eigenheiten miteinander verworben sind und sich gegenseitig beeinflusst haben – zumindest laut den erhaltenen literarischen Quellen:

    1.) Dass der Osten das Gebiet der Verweichlichung, Unkultiviertheit und zügelloser Lebensformen sei, propagiert auch Octavian (= der spätere Kaiser Augustus) in Bürgerkriegszeiten gegen Marcus Antonius. Antonius herrschte de facto ca. über die Osthälfte der scheidenden römischen Republik, Ocatavian über die Westhälfte … und letzerer wurde nicht müde, gegen Antonius zu hetzen und ihm eben genau Verweichlichung und dekadente Lebensführung vorzuwerfen.

    2.) Ebenso trifft auf die römische Geschichtsschreibung und insbesondere auf Kaiserviten zu, dass höchste Vorsicht geboten ist, angebliche Eigenschaften und Taten verschiedener Regenten unreflektiert den erhaltenen Quellen zu übernehmen, da man es offenbar beinahe als Sport verstand, Vorgänger zu deklassieren. Nichtsdestoweniger beeinflusst das Bild, das Tacitus von den römischen Kaisern zeichnete, bis heute die Rezeption.

    3.) Wenn Kyros II. als idealer Herrscher angesehen und rezipiert worden ist, nicht nur wegen der Machtausdehnung des Reichs, sondern auch ob der Art und Weise der Ausübung seiner Machtposition, dann muss ich an den römischen Kaiser Trajan denken, den die Geschichtsschreibung als optimus princeps feierte – ein Ehrentitel, den ihm Senat und Volk verliehen und der einmalig war. Die Gründe darin lagen sicherlich ebenfalls in der Machtfülle des damaligen römischen Reichs, erreichte es doch zu seiner Herrschaftszeit seine größte Ausdehnung … so weit in den Osten war noch kein Kaiser vorgedrungen und um so viel Fläche hatte das Reich noch niemand vermehrt. Überschneidend damit wurden aber auch seine Eigenschaften genannt, allen voran die wichtigste im römischen Reich: virtus (vor allem die militärische Tugend), dazu pietas (pflichtbewusstes Verhalten, auch und vor allem den Göttern gegenüber) und iustitia (Gerechtigkeit). Demgegenüber muss man aber auch betrachten, dass es kaum kritische Worte und überhaupt Werke über ihn gibt (quasi nur Cassius Dio aus dem 3. Jahrhundert, also über 100 Jahre später, und der war Senator … zum Senat pflegte Trajan immer ein ausgezeichnetes Verhältnis!), was auch ein Anzeichen für eine strikte Zensur sein könnte. Und: Mit Domitian als pessimus princeps wirkt auch die inkludierte Antithese zusätzlich.

  2. Frederick Bellhoff

    Hallo Richard,
    Danke für diese Folge! Aber gerade weil die Quellenlage so schwierig ist, finde ich es wichtig auf einen Umstand hinzuweisen, der vielleicht gar nicht so banal ist:
    Du hattest auf Fremd und Eigenbezeichnung verwiesen, und am Ende auf Propaganda. Aber einer unterschwelligen Propaganda bist du auch fast der ganzen Folge über gefolgt: die Bezeichnung „Achaimenidreich“. Dieser Begriff ist insofern für die Zeit des kyros (und du hast ihn ja als Referenz für die Gesamtheit des Reiches zum Ausgangspunkt genommen) nicht zutreffend. Richtig wäre „Teispidenreich“, da der von dir erwähnte Stammvater der Familie ebenjener Teispes gewesen ist. Erst Dareios I. Verweist auf seine Zugehörigkeit zu den Achaimeniden, da er selber nicht (bzw. Nur sehr entfernt) mit teispes verwandt gewesen ist, seine erblinie aber auf achaimes zurückführen wollte, welcher wiederum mit kyros verknüpft werden konnte. Was folgt also daraus: mit der Verwendung der Rede vom Achaimenidenreich für die Zeit des kyros wird eine erbrechtliche Legitimierung eines ursupators (nämlich Dareios I.) geschaffen, welche Teil seiner regierungspropganda war.
    Alexander demandt hat in einem Sammelbandbeitrag dieses Ereignis und die selbstlegitimierung des Dareios sehr interessant dargestellt.
    Ebenfalls finde ich es ergönzenswert darauf hinzuweisen, dass kyros kein Gott oder Ähnliches im Verständnis seiner Zeit war, vielmehr war er ein Mittler zwischen Mensch und Gott. Er war Herr über leben und Tod, seine satrapen waren seine sklaven, (man kann damit zwar durchaus argumentieren, dass er eine Art Gott war), aber in der sibstanziellen Qualität seiner Herrschaft war er kein gottkönig, kein Mensch, der zum Gott wurde, sondern ein Machthaber, der mit Gott vermittelt wurde.

    Besten Dank für tolle wöchentliche Unterhaltung!

    • Holger Fischer

      “Erst Dareios I. Verweist auf seine Zugehörigkeit zu den Achaimeniden, da er selber nicht (bzw. Nur sehr entfernt) mit teispes verwandt gewesen ist, seine erblinie aber auf achaimes zurückführen wollte….”

      Erzählt wird von einem antiken griechischen Geschichtsschreiber mit dem Namen Nikolaos von Damaskus. Darauf basiert ein Bericht: “Nikolaos von Damaskus entstammte der Schule des Aristoteles und es gibt einen Bericht von ihm, wonach Achaimenes ein Sohn des Perses ist. Achaimenes ist der Urahn der persischen Königsdynastie der Achämeniden. Erzählt wird, dass das Achämenidenreich (auch Altpersisches Reich bezeichnet) das erste persische Großreich war.” ->

      https://www.mythologie-antike.com/t655-perses-mythologie-sohn-des-perseus-und-stammvater-der-perser

  3. Maria

    Wann immer ein Herrscher den Beinamen „Der Große“ bekommen hat, sollte man skeptisch werden und man kann davon ausgehen, dass er übel gewütet hat und ohne jede Rücksicht Menschen in den Tod hat schicken lassen, um sich zu bereichern und seine Macht zu erhalten.
    Parallel zur Grausamkeit und Menschenverachtung konnten Kultur und Wissenschaft gefördert und Paläste gebaut werden. Dazu braucht man ja Geld, und Güter, was einfach anderen Leuten mit Gewalt weggenommen wurde. Nachher heißt es: Was für ein toller Typ, was hat er alles tolles für die Menschheit geleistet und hinterlassen.

  4. Andre

    Interessanterweise kam heute bei “Eine Stunde History” von Deutschlandfunk Nove ebenfalls eine Folge über Kyros II raus. Jetzt wissen wir auch wie die an ihre Themenideen kommen 😉

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