GAG396: Helene Kottannerin und der Raub der Stephanskrone

Im Februar 1440 wird in der Plintenburg, dem heutigen Visegrád, die Stephanskrone gestohlen. Die Krone, mit der die ungarischen Könige gekrönt werden. Elisabeth von Luxemburg, Tochter von Barbara von Cilli und Kaiser Sigismund, gibt ihrer Kammerfrau Helene Kottannerin den Auftrag, die Krone zu besorgen. Denn ihr Mann, König Albrecht II., ist gerade verstorben und die ungarischen Adligen, drängen auf eine baldige Hochzeit mit dem polnischen König, um gegen das Osmanische Heer in den Krieg zu ziehen. Elisabeth hat allerdings andere Pläne, denn sie ist im fünften Monat schwanger.

Wir sprechen in der Folge über die ältesten Memoiren einer Frau in deutscher Sprache und, wie es Helene Kottannerin gelungen ist, die Krone zu stehlen.

Das Episodenbild zeigt Ladislaus Postumus, den Sohn von Elisabeth von Luxemburg.

Literatur:
„Ich, Helene Kottannerin. Die Kammerfrau, die Ungarns Krone stahl“, von Julia Burkhardt und Christina Lutter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg).

AUS UNSERER WERBUNG

Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!

NEU: Wer unsere Folgen lieber ohne Werbung anhören will, kann das über eine kleine Unterstützung auf Steady oder ein Abo des GeschichteFM-Plus Kanals auf Apple Podcasts tun.

Wir freuen uns, wenn ihr den Podcast bei Apple Podcasts rezensiert oder bewertet. Für alle jene, die kein iTunes verwenden, gibt’s die Podcastplattform Panoptikum, auch dort könnt ihr uns empfehlen, bewerten aber auch euer ganz eigenes Podcasthörer:innenprofil erstellen.

Wir freuen uns auch immer, wenn ihr euren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder sogar Nachbarinnen und Nachbarn von uns erzählt!


5 Replies to “GAG396: Helene Kottannerin und der Raub der Stephanskrone”

  1. Christian

    Auch wenn es hier um Geschichte geht und nicht um Jura muss ich dennoch darauf hinweisen, dass das hier kein Raub war, sondern lediglich ein einfacher Diebstahl (mit vielleicht ein wenig Sachbeschädigung, aber das ist noch kein Merkmal für einen Raub). Mag klein erscheinen, würde aber in der Strafzumessung eine erheblichen Unterschied für die Kottannerin machen 😉

    • Anette

      Literarisch plädiere ich ganz entschieden für „Raub“… „Der Diebstahl der Stephanskrone“? Das hat ja nun überhaupt keine Poesie, den Film guckt keiner, das Buch kauft keiner 😁
      Ob im 15. Jahrhundert dort juristisch zwischen Diebstahl und Raub unterschieden wurde, können nur die Historiker beantworten.

  2. Ermina

    Juristisch wurde im 15. Jahrhundert sehr klar zwischen Raub und Diebstahl unterschieden, allerdings waren die entscheidenden Kriterien wesentlich anders als die, welche heute gelten. Besonders verwerflich galt Heimtücke, daher war ein Raub gewöhnlich sogar als ehrenhafter als ein Diebstahl.

    Bei jenem Geschehnis, das später in der Geschichte als „Raub der Stephanskrone“ bezeichnet wurde, lag eigentlich, objektiv betrachtet, kein Verbrechen vor. Die Herrschaftsinsignien gehörten dem, der die Herrschaft ausübte / besaß, und das war zu diesem Zeitpunkt Elisabeth. Sich sein Eigentum heimlich bringen zu lassen, ist kein Verbrechen.

    Elisabeths Problem war, dass die Stephanskrone auf der Plintenburg verwahrt wurde, und der Vogt der Plintenburg nicht zu denen zählte, auf deren Loyalität sie sich verlassen konnte. Eigentlich hätte Elisabeth als Königin ganz offiziell die Zusendung von der Krone (und weiteren Kronjuwelen) von der Plintenburg anfordern können. Offensichtlich war aber in diesem konkreten Fall zu befürchten oder gar zu erwarten, dass der Vogt die Herausgabe verweigern oder verzögern würde, sei es, weil er zu denen gehörte, die den polnischen König unterstützte oder weil er erst einmal abwarten wollte, wer sich in diesem Kampf behaupten würde.

    Dass Elisabeths politische Gegner das Verschwinden der Krone zu einem Raub erklärten, hatte keine rechtlichen, sondern politische Gründe. Für den polnischen König und seine Anhänger waren die, welche seine Krönung mit der Stephanskrone verhindert hatte, allerdings Verbrecher. Allerdings behandelte Königin Elisabeth die, welche ihn unterstützten, ebenfalls als Verbrecher (Hochverräter).

    Was die Krone betrifft, die Königin Elisabeth Friedrich III. verpfändet hat, ist übrigens in der Forschung nicht eindeutig geklärt, ob es tatsächlich die Stephanskrone war. Zumindest in den Arbeiten, die Ende des 20. Jahrhunderts erschienen sind, findet sich, dass sie jene Krone verpfändete, mit der sie selbst zur ungarischen Königin gekrönt worden war, und eben nicht die Stephanskrone. Friedrich III. dürfte in den Besitz von dieser nur gekommen sein, da ihm Ladislaus anvertraut wurde und die Krone bei diesem verblieb. Ob es bei Julia Burkhardt und Christina Lutter neue Belege zu der Frage gibt, welche Krone verpfändet wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich das Buch noch nicht gelesen habe.

  3. Simon

    Wer das Videospiel Europa Universalis IV kennt, der wird in dieser Folge vieles wiedererkannt haben. Der Beginn des Spiels ist nämlich genau nach dem Ende des Kreuzzugs von Warna angesetzt, dementsprechend ist auch Ladislaus Postumus eine wichtige Figur, wenn man als Österreich spielt 😁.

  4. Renata

    Wieder mal eine sehr spannnde Geschichte, vielen Dank! Mich überrascht, dass eine Frau mit dem gesellschaftlichen Status von Helene Kontannerin schreiben konnte. Ist das eine realistische These oder ist es wahrscheinlicher, dass sie ihre Geschichte einem Schreiber diktiert hat?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Ein Buch!

Wir haben ein Buch geschrieben! Es sind zwanzig Geschichten aus der Geschichte, es geht ums Reisen, Expeditionen und alles, was damit zusammenhängt. Erhältlich im gut sortierten Buchhandel oder wo auch immer ihr eure Bücher kauft!


Buch Cover

Seit über acht Jahren erzählen sich die Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer Woche für Woche gegenseitig eine Geschichte aus der Geschichte. Das Besondere daran: der eine weiß nie, was der andere ihm erzählen wird. Dabei geht es um vergessene Ereignisse, außergewöhnliche Persönlichkeiten und überraschende Zusammenhänge der Geschichte aus allen Epochen.

Mehr Podcasts