GAG381: Mau Piailug und die Besiedelung des Pazifiks

Wir springen in dieser Folge ins 20. Jahrhundert, aber auch zurück bis in die prähistorische Zeit der ersten Besiedelung des westlichen Pazifiks. Wir sprechen dabei über einen Mann, der in den 1970er Jahren aufzeigte, wie es möglich war, das weitläufige Gebiet des Pazifiks zu besiedeln, und zwar zu einer Zeit, als die uns heute bekannten Seefahrtstechnologien noch Zukunftsmusik waren.

Das erwähnte Buch von David Abulafia heißt „The Boundless Sea“, das erwähnte Video zur Weltumrundung der Hokule’a findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=LYzRySRtpfQ

Das Episodenbild zeigt einen Teil der Hokule’a aus dem Jahr 2006. Es wurde von Waka moana unter einer CC-Lizenz zur Verfügung gestellt.

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16 Replies to “GAG381: Mau Piailug und die Besiedelung des Pazifiks”

  1. Olaf

    Ich wurde die ganze Zeit an den Disney-Film Vaiana erinnert.
    Lässt man den Fantasy-Kram mit Halbgöttern und so weg, scheint dort einiges authentisch erzählt.

  2. Christian Sasse

    Gerade läuft auf ARTE: Hawaiis geheime Paradiese
    Die Besiedlung von Polynesien und Mikronesien und Geschichten um Duke Kahanamoku wurden gerade auch thematisiert…und ich wusste dank GAG bereits alles😀

  3. Mirjam

    Vielen Dank für die tolle Folge! Sie war eine perfekte Ergänzung zu einer Folge des euch vermutlich bekannten BBC Podcasts “You’re Dead To Me” – Captain Cook’s first voyage. Kann ich allen am Thema interessierten und anglophilen Zuhörerinnen sehr empfehlen!

  4. Hans Ratzinger

    Besten Dank! Wieder eine sehr interessante Folge!

    Was die Einschätzung der Geschwindigkeit betrifft, ist zu bemerken, dass die Polynesier weit schnellere Schiffe als die Europäer hatten. Wie in Expeditionsberichten zu lesen ist, waren die europäischen Seefahrer von der Geschwindigkeit und Wendigkeit der polynesischen Katamarane sehr beeindruckt. Von langsamen Schiffen der Polynesier kann daher auf keinen Fall gesprochen werden. Die Segeltechnik der Polynesier war weit moderner als die der Europäer. Während jene ihre Segel dem Wind nur als Projektionsfläche boten und sich vom Wind schieben ließen, ermöglichte die polynesische Segeltechnik ein Kreuzen gegen den Wind.

    Was die beste Strategie zum Abwettern eines schweren Sturms betrifft, ist ein „Hineinstechen gegen die See“, wie es Richard schildert, kaum möglich. Zu allen Zeiten wurde dann versucht, mit dem Sturm ohne Segel abzulaufen und durch Nachschleppen von Leinen oder durch Ausbringen eines Treibankers die Fahrt etwas zu drosseln. Diese Methode kann in Landnähe gefährlich werden, in den endlosen Weiten des Pazifiks stellt sie jedoch eine sichere Möglichkeit da, um den Sturm zu überstehen.

    • York Gnielka

      Ich finde auch, dass die Folge ganz besonders spannend und interessant war. Herzlichen Dank! Die Polynesier gelten als beste Segler und Navigatoren überhaupt. Wenn man sich einen Eindruck von den Katamaranen machen möchte, kann man einige im Völkerkundemuseum in Berlin im Humboldtforum (Schloß) sehen. Zwar war ich dort in den neuen Räumen noch nicht, aber ich kenne die Ausstellungsobjekte noch, als das Museum in Dahlem ansässig war. Es gab dort einen sehr großen Raum, der den Booten und der Seefahrt der Polynesier gewidmet war. Die Räume an der neuen Städte müssten ebenfalls groß sein, weil es nach meiner Meinung eine der Hauptattraktionen des Museums neben der japanlogischen Abteilung war. In der Ausstellung erfährt man übrigens auch, dass die Polynesier ihre Wetterprognosen, die ja für Segler von großer Wichtigkeit sind, auch anhand der Änderungen im Wasser vornehmen konnten. Es lohnt sich! Tolle Folge! Liebe Grüße York

  5. Harald A. Friedl

    Vielen Dank für diese – abermals – hervorragende, spannende und inspirierende Folge.
    Die Kunst, ohne jede westliche Technik über weite Strecken zu navigieren, war – und ist noch heute – auch anderen Kulturen vertraut, etwa die Kel Ewey in der Ténéré, dem größten und leersten Teil der Sahara in Ostniger. Dort liegen
    die Weide- und Siedlungsgründe jener Tuareg-Nomaden am Westrand im Air-Massiv; im Osten, ca. 500 km jenseits einer fast baumlosen Ebene, liegen Salzoasen, mit denen die Kel Ewey Karawanenleute Handel treiben. Dazu ziehen diese alljährlich mit den Kamelen durch diese – für uns Europäer – völlig eintönige, flache Landschaft in ca. 16 – 20 Tagesmärschen zielsicher nach Bilma und anderen benachbarten Salzoasen.
    Im Jahr 2003 reiste ich im Zuge meiner Doktoratsforschung über die Folgen des Tourismus für die Tuaregkultur mit einem einstigen Karawanenführer per Allradfahrzeug durch die Ténéré. Die Bedeutung von solchen Karawanenführern für die Sicherheit einer Karawane und deren
    darauf beruhendes Ansehen unter der Bevölkerung könnte durchaus mit jenem der polynesischen „Pathfinder“ verglichen werden.
    Wir machten damals ein Experiment: Wir verließen die am Nordostrand der Ténéré gelegene Oase Djado und fuhren nach Westen. Zwischenziel war der ca. 200 km entfernte „Arbre perdu“, ein kleiner, 50 cm hoher und zwei Meter breiter Sandhügel um einen verdorrten Strauch inmitten einer völlig flachen Landschaft, aus europäischer Sicht als Landmarke nicht wahrnehmbar, außer, man steht davor.
    Der Test: Ich navigierte mit einem alten GPS ohne integrierte Landkarte, und einer Papierlandkarte mit großem Maßstab ( 1:500.000). Daraus berechnete ich die Lage des Arbre perdu und programmierte entsprechend das GPS.
    Der Tuareg-Führer navigierte nur mit Hilfe des Schattens und der – von mir nicht wahrnehmbaren – Varianten in der Landschaft (Reifenspuren waren infolge der Windverwehungen – für mich – keine erkennbar).
    Ergebnis: Der Tuareg-Führer steuerte den Wagen exakt in gerader Linie direkt auf diese winzige Landmarke zu, während ich mit meinen Berechnungen 40 km daneben lag.
    Interpretation: Geschulte Karawanenführer können aufgrund ihres Wahrnehmungstrainings feine Hinweise in der Landschaft – wie Struktur und Richtung von Sandverwehungen – erkennen und zur Navigation nutzen, analog zum „Lesen der Wellen“ durch die polynesischen „Pathfinder“.
    Diesen Effekt – die Sensibilisierung der Wahrnehmung und damit die Verbesserung der Orientierung im „Sandmeer – konnte ich im Laufe der Jahre auch an mir selbst beobachten, ebenso wie die Verkümmerung dieser Fertigkeit seit dem Abschluss meiner Sahara- und Tuareg-Forschungen (beruflich war ich 2012 das letzte Mal in der Sahara). Aber in sog. „wilden“ Wäldern funktioniert es immer noch.Diese Fertigkeiten werden auch gelehrt: in Survival- Trainings und waldpädagogischen Kursen, etwa in Nationalparks. Ich selbst unterrichte es auch meinen Studierenden in meiner Lehrveranstaltung ‚Health and Nature Tourism“ – natürlich inmitten der Natur 🙂

    Abschließend habe ich noch drei Themenempfehlungen:
    – der Hamburger Saharaforscher Heinrich Barth, der 1849-55 meistens allein die zentrale Sahara beforschte und als Pionier des respektvollen Reisens auf Augenhöhe gilt.
    Charles der Foucauld, ein französischer Adeliger, der vom sex- und glücksspiellüsternen Offizier zum Gründer des extrem strengen Orden der „Kleinen Brüder Jesu“ an den äußersten Grenzen der damaligen französischen Sahara wurde, das erste Tamasheq-Lexikon ( Tuareg-Sprache) verfasste, gleichsam zum kulturellen Brückenbauer zu den wehrhaften Tuareg-Nomaden wurde – und damit auch zur informellen Speerspitze von deren kulturellen Kolonialisierung, und der schließlich 1916 von einem radikalen, anti-kolonialen Tuareg ermordet wurde.
    Und schließlich der Brite Lord Baden-Powell und dessen Gründung und Verbreitung der Pfadfinder-Bewegung, in welcher urbanisierten, der Natur entfremden Kindern ein achtsamer Umgang mit der Natur in Verbindung mit Überlebenstechniken, Orientierung in der Wildnis etc., aber auch Werte vermittelt wurden, die an heute als “ nachhaltig“ bezeichnen würde.

    Das war etwas viel auf einmal 🙂
    Danke und alles Gute, Harald aus Bad Gleichenberg

  6. Andreas Moser

    So wie Ihr, dachte ich – ebenfalls eine Landratte – auch immer, dass es wahnsinnig leicht sein müsse, eine kleine Insel im riesigen Ozean zu verfehlen und praktisch daran vorbei zu segeln.

    Bis ich auf der Osterinsel war und mir die Leute erklärten, dass das gar nicht so ein Problem sei: Denn sobald man sich einer Insel auf eine oder zwei Tagesreisen nähert, sieht man Vögel. Die Vögel fliegen immer wieder ans nächste Land und „führen“ einen sozusagen.

    Und weil Ihr am Ende in einem „obiter dictum“ erwähnt, dass man nicht wisse, wer die Statuen auf der Osterinsel aufgestellt habe: Das waren die Rapa Nui, die Bewohner. Wahrscheinlich war es ein Ahnenkult, weil die Moai immer in das Landesinnere und auf das Dorf blicken, aus dem die der Abbildung zugrundeliegende Person stammte.
    Mysteriöser war, wie die Steinkolosse ohne moderne Hilfsmittel über die ganze Insel bewegt wurden, denn sie stammen alle aus nur einem Steinbruch. Aber wenn man vor Ort versucht, die Steine selbst zu bewegen, merkt man, dass sie aus ganz leichtem Tuffstein sind: https://andreas-moser.blog/2021/02/02/video-moai/

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