GAG529: Das Schicksal der Geschwister Freud

Wir springen in dieser Folge ins Jahr 1938, und sprechen über die vier Schwestern Sigmund Freuds. Nachdem Freud nach England geflüchtet ist, bleiben die betagten Schwestern in Wien zurück. Abgesichert, zumindest hoffen so Sigmund und sein Bruder Alexander, durch einen beträchtlichen Geldbetrag, den sie ihnen zurückgelassen haben. Doch sie unterschätzen damit die Radikalisierung und die Perfidie des NS-Regimes.

Vielen Dank an Johanna Frei und Daniela Finzi vom Freud Museum in Wien für das Gespräch und die Quellen für diese Folge. Die Ausstellung „Der Fall Freud – Dokumente des Unrechts“ läuft noch bis November 2026.
https://www.freud-museum.at/de/ausstellungen_detail/articles/der-fall-freud-dokumente-des-unrechts

Erwähnte Folgen

Literatur

  • Finzi, Daniela & Frei, Johanna. „Listen der Geschichte. Über die neue Sonderausstellung ‚Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts‘ im Sigmund Freud Museum“.
  • Frei, Johanna. „Provenienz: ‚österreichischer Privatbesitz‘. Vom Verschwinden und Auftauchen eines Originals“.
  • Kurzweil, Loïc. „Alexander Freud. Von den Wegachsen des Weltverkehrs zur erzwungenen Emigration“).
  • Raggam-Blesch, Michaela. „‚Du ahnst ja nicht, wie armselig wir sind ohne Euch alle, zu Viert verknäuelt, hoffnungslos, abgetrennt.‘ Das Schicksal älterer jüdischer Wiener:innen am Beispiel der Schwestern von Sigmund Freud“.
  • Rathkolb, Oliver. „Restitution wider Willen“.
  • Waldinger, Roger. „Leben und Tod von Pauline Freud Winternitz“.

Die Interviews von K.R. Eissler gibt es hier:
https://www.loc.gov/collections/sigmund-freud-papers/articles-and-essays/audio-recordings-of-eisslers-interviews-about-freud/

Das Episodenbild zeigt Rosa Graf im Jahr 1927 (© Rosa Graf Papers, Library of Congress, Washington D.C.)

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12 Replies to “GAG529: Das Schicksal der Geschwister Freud”

  1. Norbert Bangert

    Ich wusste – wie viele andere auch – schon vorher um die Grausamkeit dieser Zeit und die des NS-Staats. Aber ich muss sagen, ich bin nach dieser Folge wirklich erschüttert, zutiefst deprimiert über das Schicksal der vier Schwestern.

  2. Andrea

    Hallo Richard, vielen Dank für diese einzigartige Folge.
    Man hat Deiner Stimme deutlich angehört, dass es Dich auch sehr berührt hat und Ihr seid in der Abmoderation einfühlsam vorgegangen.
    Ich habe sie mir tatsächlich 2x angehört, weil beim ersten Hören einfach das Entsetzten zu groß war und manche Details verloren gegangen sind.
    Ich habe sie auch an einige Leute weitergeschickt und hoffe, dass sie eine große Verbreitung findet, weil sehr deutlich wird, wie sehr die Anzeichen selbst von Betroffenen noch auf die leichte Schulter genommen wurden.
    Du hast sehr deutlich gemacht, dass wir alle da sehr viel früher aufmerksam sein und ggf. dagegen arbeiten müssen. Es kann einfach jeden treffen, wenn eine Gesellschaftsform in eine Diktatur kippt.
    DANKE

  3. Christoph

    [Transkript] “… deshalb sind diese Berichte und diese Aufarbeitung so wichtig, dass man sich das auch immer wieder ins Gedächtnis holt, wie unfassbar grausam und menschenverachtend diese Zeit war. Also es ist einfach wirklich unglaublich.
    Wie schnell es auch geht. Also wo Dinge, von denen man nie erwarten wird, dass sie gemacht werden, einfach gemacht werden. Und ich glaube, so was muss man sich immer wieder vor Augen führen, was halt tatsächlich möglich ist.
    Ja, auch wenn es sicherlich emotional nicht einfach ist, aber vielen Dank Richard, dass du die Geschichte erzählt hast.”
    … 👍

  4. Ronald

    Seit gut 6 Jahren höre ich euren Podcast und hab alle alle Folgen aus Freude an der Erweiterung meines Wissens an- bzw. nachgehört. Es war ein Vergnügen. Diese Folge, vielleicht die wichtigste von allen, hat mich fertig gemacht. Das war kein Vergnügen, das war erschütternd. Ich glaube, diese Erschütterung ist wichtig, denn es wird die Shoa immer öfters nur zu einem beliebigen Ereignis der Geschichte heruntergestuft. Mit dem besonderen Blick auf die vier Schwestern und dem, was sie erlitten, ahnt man, wie perfide dieses System aufgebaut war, und leider auch wie niederträchtig danach Österreich reagierte.
    Eine Filmempfehlung noch zu Theresienstadt: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Letzte_der_Ungerechten

  5. Alina

    Auch ich möchte mich bedanken für diese Folge, die tatsächlich sehr berührend (im Sinne von erschreckend) war – selbst wenn man, wie Norbert schreibt, bereits um die Verbechen jener Zeit und vielleicht auch die ein oder andere persönliche Geschichte weiß.

    Ich weiß nicht, ob das Absicht war, aber ich finde es besonders passend, dass die Folge kurz nach dem 9.11. veröffentlicht wurde – ein Tag, an dem sich nicht nur die in der Folge vielfach erwähnten Novemberpogrome jähren, sondern auch der Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923.

    Beides sind wichtige Mahnmale für die Demokratie in Deutschland und Österreich und dafür, welche Folgen der Gedanke haben kann, dass manche Menschen weniger wert seien als andere.

    Eine Verständnisfrage hätte ich allerdings: Es wurde, wenn ich es richtig verstanden habe, ein paar Mal gesagt, dass die Freuds ihr Vermögen an „illegale Nazis“ geben mussten. Was bedeutet das bzw. was sind „illegale Nazis“? (Abgesehen davon, dass aus heutiger Sicht natürlich das, was da passiert ist, illegal ist…)

  6. Victoria

    Als diskriminierte Minderheit (Transfrau) muss ich die gesellschaftlichen Entwicklungen stets genau beobachten, denn ich weiß: falls es kippt, wäre ich eine der ersten und es kann sehr schnell gehen bis man nicht mehr fliehen kann.
    Diese Sorge ist leider immer da. Danke für die Folge.

  7. Ingrid Thierbach

    Vielen Dank an Sie für diese Folge!
    Ich wusste nichts über diese Schwestern! Ich bin berührt und entsetzt über deren Schicksal!
    Wie auch über das Schicksal anderer unter dem NS-Regime.
    Als Zeugin Jehovas (68 Jahre alt) habe ich noch etliche meiner Glaubensschwestern und -brüder gekannt, die auch Verfolgung, Gefängnis und KZ erduldet haben.
    Ich bin dankbar, ihre Berichte noch zu ihren Lebzeiten von ihnen persönlich erfahren zu haben, zumal viele andere von ihnen es nicht überlebt haben.
    Ich schätze Ihr Engagement, immer wieder auf solche Schicksale aufmerksam zu machen. Es darf nicht vergessen werden!
    Herzlichst Ingrid Thierbach

  8. Eva Bonacker

    Liebes GAG Team,
    Zunächst vielen Dank für Euren großartigen Podcast, den ich sehr gerne höre, insbesondere auch zu der Folge über die Schwestern von Freud.
    Eine Frage zu Rosa Graf. Ihr erwähnt ein Schreiben von ihr an ihren Anwalt Erich Führer. Eine Google Recherche spricht er für starken Antisemitismus bei einem zeitgenössischen Anwalt dieses Namens. Habe ich die Personen verwechselt oder wie kommt es, dass ausgerechnet er Rosa Graf vertreten oder beraten hat?
    Falls Ihr dazu Erkenntnisse habt, würde mich ein Update in den nächsten Folgen interessieren. 🙂
    Viele Grüße
    Eva

    • Richard

      Liebe Eva,
      Erich Führer war tatsächlich Nationalsozialist und eine Schlüsselfigur der Enteignung der Familie Freud. Freud war gezwungen, ihn mit der Verwaltung seines Vermögens zu betrauen, um überhaupt flüchten zu können. Führer organisierte die formale Abwicklung des Raubs, bewegte Vermögen, zahlte Zwangsabgaben, lieferte Besitz aus. Gleichzeitig intervenierte er punktuell für die Freud-Schwestern, erledigte Wege, legte Einsprüche ein und trat ihnen gegenüber als Helfer auf. Genau diese Doppelrolle des Täters mit selektiven „Hilfen“ macht ihn ambivalent: funktionaler Akteur des NS-Vermögensraubs, der die Abhängigkeit der Familie nutzt und sie zugleich mildert (wo es seinem Eigeninteresse dient).

  9. Sascha

    Die Beste Folge die ihr je gemacht habt. Den VÖ-Zeitpunkt auch sehr gut gewählt.
    (Und hat bei mir persönlich doppelt reinghauen weil ich zeitgleich das Hörbuch von Margot Friedländer hörte, und gleichzeitig forsche ich über meinen Großvater, der mindestens auf der Mitläuferseite zu finden ist, wenn nicht gar auf der Seite der aktiven Täter, das steht derzeit noch nicht fest )

    Für mich hat sich der an sich schon sehr relevante Podcast noch einmal auf ein anderes Level gehoben. Ich wäre fast mit standig Ovations vorm Handy gestanden, wenn das nicht unagemesen albern gewesen wäre.

    Ganz viele Herzchen an euch

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