GAG502: Die Fehde und Kohlhase
Im Oktober 1532 werden einem brandenburgischen Kaufmann, der sich auf dem Weg zur Messe nach Leipzig befindet, zwei Pferde abgenommen. Daraufhin kommt es zu einem jahrelangen Rechtsstreit, der völlig ausufert. Hans Kohlhase erklärt schließlich sogar dem Kurfürstentum Sachsen die Fehde und beginnt zu plündern und zu brandschatzen.
Wir sprechen in der Folge darüber, was es mit dem Rechtsmittel der Fehde überhaupt auf sich hat, das tragische Ende des Falls und wie Kohlhase fast dreihundert Jahre später durch eine Novelle berühmt wurde.
Literatur
- Malte Dießelhorst und Arne Duncker: Hans Kohlhase. Die Geschichte einer Fehde in Sachsen und Brandenburg zur Zeit der Reformation, 1999.
- Christoph Müller-Tragin: Die Fehde des Hans Kohlhase. Fehderecht und Fehdepraxis zu Beginn der Frühen Neuzeit in den Kurfürstentümern Sachsen und Brandenburg, 1997.
- Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas, 1810
(Projekt Gutenberg).
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Sehr schöne Folge! Ich hatte irgendwann mal gelesen, dass das Berliner Kölln (mit zwei L) so genannt wurde, weil die ersten Bewohner*innen ihre Häuser auf … „Stelzen“ bauen mussten wegen des sumpfigen Untergrunds. Das scheint aber nur die Volkslegende zu sein. Wahrscheinlicher ist die Abstammung vom lat. Wort für Kolonie, colonia.
Viele Grüße!
Hallo zusammen,
über diese Folge habe ich mich ganz besonders gefreut, weil ich in meinem Deutschstudium nämlich mal ein Seminar zu Heinrich von Kleist belegt habe, in dem wir auch den Michael Kohlhaas gelesen haben.
Dass Richard an den Zerbrochnen Krug denkt ist tatsächlich auch nicht so weit hergeholt, weil es ja in beiden Werken um juristische Fragen geht. Kleist selbst hatte auch eine juristische Ausbildung hinter sich und dürfte daher auch vom Konzept der Fehde und dem rechtlichen Drumherum gewusst haben. Wenn ich mich recht entsinne muss Kohlhaas in Kleists Erzählung die Fehde drei mal öffentlich ankündigen, bevor sie gültig ist, was er auch tut.
In Fragen der Quellentreue ist Kleist eher Literat als Historiker. Als Zusatz zum Titel heißt es, diese Geschichte sei „Aus einer alten Chronik“, die Handlung ist jedoch, wie Daniel sagt, nur seeehr lose an das historische Original angelehnt. Zum Beispiel zündet das Original nicht mehrfach Wittenberg an, weil der Junker ihm nicht ausgehändugt wird 🙂
Die Änderung des Vornamens von Hans zu Michael hat übrigens einen biblischen Hintergrund: Der Erzengel Michael ist ja „der oberste Heerführer der Streitmacht des Herrn“ und wird meist mit Schwert dargestellt. Außerdem soll er beim letzten Gericht „Seelenwäger“ sein.
Falls euch mal die Orte für ein Hörer*innentreffen ausgehen sollten: es gibt heute noch den Ort Kohlhasenbrück, der übrigens gleich neben Steinstücken liegt, was zur Zeit der Berliner Mauer eine kuriose Geschichte als eine Art Exklavenexklave hatte. Dazu gibt es einen schönen Beitrag von Crazy Borders.
Über die Einzelheiten der Fehde wusste ich bisher herzlich wenig. Daher vielen Dank für das Füllen dieser Lücke!
In Wellaune gibt oder gab es eine Gaststätte namens Kohlhaasenkrug
Super Folge. Finde es immer interessant über die vergangene Rechtssprechung zu lernen. Wollte mich auch wieder einmal für eure tolle Arbeit bedanken. Möchte mir ein Leben ohne euren Podcast nicht mehr vorstellen. Freu mich schon euch im Oktober live in Wien zu sehn. Auf weitere 500 Folgen <3
Sehr schöne Folge, die Mal wieder zeigt, wie schwammig die Epochengrenzen in der Wirklichkeit sind!
Eine Bemerkung zur Abschlussdiskussion sei aber gestattet:
Die Fede ist deutlich brutaler und unverhältnismäßiger als das angesprochene biblische „Auge um Auge“-Prinzip. Dabei ging es nämlich genau um eine Gewalteinschrankung und das Wahren der Verhältnismäßigkeit. Verkürzt gesagt bedeutet das Prinzip, dass eine Verletzung eines Auges auch nur mit der „Bezahlung“ im Wert eines Auges geahndet werden kann. Es geht nicht um eine private Rache, sondern um einen gerichtlich festgestellten Betrag, der als Entschädigung zu zahlen ist. Als Alttestamentler musste ich diesen pedantischen Einspruch bringen.
Schöne Folge!
Hier die obligatorische Anmerkung zur Aussprache: Der Ort heißt Jüterbog, nicht JüterboRg 😉
Viele Grüße!
Vielen Dank für diese Folge! Ich bin „Kleist-Ultra“ und Michael Kohlhaas ist eines meiner Lieblingswerke von ihm. Mit dem historischen Kohlhaase habe ich mich aber noch nie so richtig beschäftigt und auch über die Fehde wusste ich eigentlich nichts!
Das Kohlhaas-Hörbuch von Rolf Boysen, das Daniel erwähnt hat, ist übrigens wirklich sehr großartig!
Außerdem gibt es auch noch einen Film von 2012 (Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel von Aaron Lehmann), der zwar keine direkte Kohlhaas-Verfilmung ist, aber von einer Filmcrew handelt, die in einem schwäbischen Dorf den Kohlhaas verfilmen möchte. Da aber zu Drehbeginn die Filmförderung gestrichen wird, müssen sie auf einfachste Mittel zurückgreifen (so werden z.B. die Pferde von Kühen und Schafen gespielt) und auch die örtliche Freiwillige Feuerwehr wird in die Dreharbeiten involviert. Ein urkomischer, absurder und absolut großartiger Film!
Eine gelungene Folge zu einem der entscheidenden Kapitel der deutschen und europäischen Rechtsgeschichte – der Entstehung des öffentlichen Strafrechts im Verlauf des 16. Jh. Wer mehr über die Landfriedensbewegung wissen will, wird gut informiert bei Elmar Wadle, Landfrieden, Strafe und Recht. Zwölf Studien zum Mittelalter, Berlin 2001 (ist immer noch aktuell). Und zu Olaf: Der Kohlhasen-Krug in Wellaune ist schon lange geschlossen. Es ist ein trauriger Anblick.